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Kathrin Zulauf

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«Es ist, als ob dir deine Endlichkeit um die Ohren gehauen wird!»

Kathrin kennt viele «Knicks» in ihrem Leben. Ihre Lungenkrebs-Diagnose war einer davon. Was sie dabei und danach erlebt und wie sie mit ihrer Endlichkeit Frieden geschlossen hat, berichtet sie hier.

Kathrin hat viel Spannendes zu erzählen. Über ihr Leben, über sich und über Lungenkrebs. Die 53-jährige gelernte Typographin lebt mit ihrem Mann und ihrem erwachsenen Sohn in Oensingen. Sie mag die Natur und Tiere. Früher ritt sie intensiv, sogar auf der Rennbahn. Heute macht sie gerne entspannende Spaziergänge mit ihrem Hund.

Und dann kam der Krebs

Mit 24 diagnostizierte man bei Kathrin Multiple Sklerose. Diese verlief schubweise und wurde lange mit Interferon behandelt. «Und dann kam der Krebs», erinnert sie sich. Es begann im September 2016 mit stechenden Schmerzen im Rücken und einem CT-Scan. Als Kathrin die Aufnahmen sah, wusste sie noch vor der Besprechung mit dem Hausarzt: Mit meiner Lunge stimmt etwas ganz und gar nicht. Es folgte eine Lungenspiegelung, Komplikationen (Pneumothorax) und ein Spitalaufenthalt. Am 7. Dezember erhielt sie die Diagnose, oder wie Kathrin es ausdrückt «ihren Stempel»: nicht-kleinzelliger Lungenkrebs im Stadium IV.

Ihr Onkologe machte ihr Mut. Ihre Chancen auf eine zielgerichtete Therapie seinen recht gut, da sie eine Frau, Nichtraucherin und noch unter 50 Jahre alt sei. Eine Mutationsanalyse schaffte Klarheit: Sie zeigte eine zielgerichtet behandelbare Mutation (ALK). Wegen Leberproblemen musste das erste zielgerichtete Medikament ersetzt werden. Das neue Medikament wirkte, führte aber zu einer starken Geschmacksveränderung. Auch vertrug Kathrin vieles nicht mehr. Etwas Saures essen, wie einen Apfel, war beispielsweise nicht mehr möglich.

Ein bestimmtes Gefühl

Im Dezember 2017 bekam sie das bestimmte und auch seltsame Gefühl, ihr Lungenkrebs sei «abgestorben». Zeit für eine Operation, dachte sie. Ihr Onkologe war skeptisch. Als jedoch ein PET-Scan keine erhöhten Aktivitäten mehr zeigte, operierte man sie an der Lunge. Ihr zielgerichtete Medikament nahm sie nach der Operation weiter und ihre Essprobleme blieben bestehen.

Wieder mehr Freude am Essen

Kathrin nahm am Projekt «RECIPES rewritten» der Krebsliga teil. Ein Kochprofi passte einige Gerichte ihrer Geschmacksveränderung an, indem er beispielsweise schärfer würzte. Kathrin fand das toll. Besonders als sie am Schluss mit drei Gästen bekocht wurde. Alle assen das gleiche Menu, Kathrins Essen war jedoch an ihr Geschmacksempfinden angepasst.

Weiter ohne zielgerichtetes Medikament

Im März 2023 bekam sie massive Schmerzen im Bauch und Blutdruckprobleme. Am nächsten Tag landete sie im Notfall: Darmdurchbruch. Ihr Onkologe besuchte sie dort und sie entschieden, das zielgerichtete Medikament erst einmal abzusetzen. Nach der Operation fasste Kathrin den Entschluss, das Medikament ganz abzusetzen. Dabei musste sie aus dem Bauch entscheiden. Denn es gab keine vergleichbaren Fälle. Seither wird Kathrin eng überwacht. Bisher hat es funktioniert. Das nächste CT steht im Oktober an. Kathrin freut sich, dass ihre Verdauung ohne Medikament wieder normal funktioniert. «Ich kann wieder einen Apfel essen. Das tönt banal, ist aber sehr wertvoll», meint sie.

Endlichkeit um die Ohren gehauen

Wie sich die Diagnose anfühlte, findet Kathrin schwierig zu beschreiben. «Es hat mir schon den Boden unter den Füssen weggezogen», erinnert sie sich. Für sie war aber da schon klar: «Sterben kommt nicht in Frage». Nach kurzem Nachdenken fügt sie hinzu: «Es ist, als ob dir deine Endlichkeit um die Ohren gehauen wird!».

Nach ihrem Diagnosegespräch brauchte Kathrin dringend ein Kontrastprogramm, etwas Schönes und vor allem Sonne. Also fuhr sie in die Höhe und gönnte sich, mit Blick auf ein Nebelmeer, Prosecco, Wein und etwas Feines zu Essen.

Konsequenzen tragen

Kathrin sagt von sich, sie könne gut «Konsequenzen tragen» und diese akzeptieren. Nach der Diagnose Lungenkrebs hiess dies, ihre Endlichkeit zu akzeptieren. «Ich habe damit Frieden geschlossen», sagt sie dazu. Wut oder Angst überkam sie nie. Am Anfang sei sie auch verzweifelt gewesen, vor allem aber traurig, weil es doch noch so viel Schönes in ihrem Leben zu tun und zu erleben gäbe.

Die ganze Familie war sehr geschockt von der Diagnose und die Angst Kathrin zu verlieren, war ein zentrales Thema. «Da merkt man, was für eine grosse Stütze man für andere ist», meint sie. Ein schöner Gedanke. Dies erzeugt aber auch Druck und macht Gespräche nicht einfach. Am schwierigsten war für Kathrin die Frage: «Wie sage ich es meinem Sohn?». Im ersten Jahr nach der Diagnose sei sie «viel mit sich allein» und intensiv mit sich und auch mit ihrem Krebs im Gespräch gewesen, erinnert sie sich. Zum Glück gehört Alleinsein können zu Kathrins Stärken.

Ich gebe mir selbst die Kraft

Was gibt Kathrin Halt und Kraft in schwierigen Zeiten? Das habe sie sich auch schon gefragt, überlegt sie. «Ich gebe mir selbst die Kraft», meint sie dann. Wenn sie erschöpft sei, schlafe sie viel. Ruhe findet sie beim Spazieren mit ihrem Hund in der Natur. Dann stoppen auch die vielen Gedanken in ihrem Kopf.

Kathrin hat Grosses vor

Kathrin sagt von sich, sie führe heute ein normales Leben. Und sie hat Grosses vor. Im August beginnt sie eine Ausbildung als Trauerrednerin. «Ich kann Menschen sehr rasch erspüren», sagt sie dazu. Und sie mag den Umgang mit Trauernden. Also mit Menschen nach einem «Knicks» in ihrem Leben. Das verbindet, denn in Kathrins Leben hat es schon viele unerwartete «Knicks» gegeben. In die Zukunft schaut sie deshalb kaum. Überhaupt, die globale Situation bereite ihr mehr Sorge, als ihre persönliche Zukunft, meint sie und «Ich bin jedes Mal froh, wenn ich einen Monat oder ein Jahr geschenkt bekomme».

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