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Angehörige

«Wir waren als Angehörige total alleine»

Daniel fühlte sich während der Lungenkrebserkrankung seines Vaters sehr allein gelassen. Es war eine schwierige Erfahrung, die er anderen Angehörigen ersparen möchte. Daniel erzählt, wie er wieder aktiv wurde und einen Weg fand, sich von seinem Vater zu verabschieden.

Daniel ist ein sehr offener und interessierter Mensch, der genau weiss, was er will. «Wenn man meine Kollegen fragt, bin ich wohl meistens recht ruhig, aber auch immer da, wenn man mich braucht – sowohl mit Wort, wie auch mit Tat», sagt er über sich selbst. Daniel ist auch Angehöriger, denn sein Vater ist vor zehn Jahren an einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom verstorben.

Auf die Frage, welche Hobbies er hat, antwortet Daniel direkt: «Grillieren! Das würde ich am liebsten jeden Tag, bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit machen». Ausserdem ist ihm Sport sehr wichtig, um einen Ausgleich zu seiner Büroarbeit zu finden.

Der 36-jährige Betriebswirt lebt in Luzern und arbeitet in leitender Position bei einem auf seltene Krankheiten spezialisierten Genetik-Unternehmen im Bereich Marketing und Product Management. Sein Leben ist gut durchgeplant, wie er zu Beginn des Gesprächs erwähnt: «Ich mache eigentlich nicht viel mehr als arbeiten, Sport treiben und schlafen». Dennoch nimmt er sich die Zeit, um Angehörige von Lungenkrebsbetroffenen zu unterstützen.

Sportlich, Nichtraucher, Lungenkrebs

Daniel ist in Deutschland aufgewachsen. Wenn er von seinem dort an Lungenkrebs verstorbenen Vater spricht, spürt man die starke Verbundenheit. «Mein Vater war sehr sportlich und Nichtraucher», beginnt Daniel zu erzählen. Sein Vater war gerne draussen unterwegs, lebte gesund und ernährte sich gesund. Insgesamt ein gutes Leben, erinnert er sich.

Doch im Herbst 2012 wollte ein hartnäckiger Husten nicht verschwinden, und sein Vater fühlte sich nicht mehr fit. Damit begann die Odyssee, wie Daniel berichtet. Der erste Arzt vermutete eine Lungenentzündung, der zweite erkannte zwar den Lungenkrebs, diagnostizierte jedoch das falsche Stadium. Erst die Diagnose des dritten Arztes war korrekt. Diese Erfahrungen erschütterten Daniels Vertrauen in die Ärzteschaft. Es folgten acht Wochen Chemotherapie und Bestrahlung mit starken Nebenwirkungen, wodurch sein Vater stark an Gewicht verlor. «Leider gab es keine relevanten Verbesserungen», bedauert Daniel. Daher brach sein Vater die schulmedizinischen Therapien ab und versuchte erfolglos alternative Heilmethoden. «Dann ist er gestorben», schliesst Daniel sehr reflektiert diesen Teil des Gesprächs ab.

Angehörige allein gelassen

Die Diagnose löste bei Daniel Taubheit und Unglauben aus. Fragen wie «Stimmt das wirklich? Kann das sein? Kann man da nichts machen? Warum mein Vater? » beschäftigten ihn. Schlimmer war jedoch das Gefühl der Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein, verstärkt durch das Fehlen praktischer Tipps seitens der behandelnden Ärzte. «Wir waren als Angehörige total alleine», erzählt Daniel. Es gab leider auch keine Möglichkeit, sich in der Psychoonkologie auszusprechen. Dies führte dazu, dass Daniel sein Privatleben über Bord warf, um vor allem für seinen Vater da sein zu können.

Wieder ins Handeln kommen

Um Klarheit zu gewinnen und wieder aktiv zu werden, begann er intensiv im Internet zu recherchieren. Nach einigen Wochen erkannte er, dass es keine Rettung für seinen Vater gab. Dieses Wissen half Daniel, sich frühzeitig und bewusst von seinem Vater zu verabschieden, mit viel Respekt und Nähe. Sein Ziel war es, nicht festzuhalten, sondern möglichst viele Momente gemeinsam zu geniessen – eine «Celebration of Life», also eine Rückbesinnung auf das Leben seines Vaters. Dadurch konnte er den Tod seines Vaters besser verkraften und verfiel nicht in ein tiefes Loch.

Daniel findet es als Angehöriger wichtig, sich offen mit der schwierigen Situation auseinanderzusetzen und darüber zu reden, auch einmal zu schreien oder zu schimpfen. «Wenn du dich nicht damit beschäftigst, kannst du auch nicht loslassen», ist er überzeugt.

Während der Krebserkrankung seines Vaters nahm sich Daniel kaum Zeit für sich. Woher schöpfte er dann seine Kraft? Als erstes erwähnt er seine Recherchen. Sobald er die relevanten Fakten kannte, fühlte er sich nicht mehr ausgeliefert. Er kam ins Handeln, was neue Kräfte freisetzte. Genauso gaben ihm die vielen schönen Erinnerungen und gemeinsamen Momente mit seinem Vater Kraft.

Rückblickend sagt er: «Ich habe viel aus der Lungenkrebszeit meines Vaters mitgenommen». Vor allem die Einsicht, dass das Leben endet, wann es endet. Daher möchte Daniel nichts aufschieben und Chancen ergreifen, wenn sie sich bieten. Er möchte nicht zurückblicken müssen und sagen: «Ach Mensch, hätte ich doch ...! ». So war es auch, als er in die Schweiz umzog, wo eine spannende Aufgabe lockte.

Angehörige unterstützen

Warum Daniel im Verein «Leben mit Lungenkrebs» aktiv ist, ist klar: Er möchte anderen Angehörigen helfen, schwierige Zeiten besser durchzustehen und wenn nötig, besser zu überleben. Denn auch Daniel ist ja Angehöriger und Überlebender zugleich.

Abschliessend sagt er: «Ich hoffe auf ein langes Leben». Und fügt lächelnd hinzu: «Ohne Lungenkrebs».

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